Nasser Schwamm für den verletzten Knöchel

Physiotherapeut Burkhard Schalk gibt Tipps zur „Ersten Hilfe“ und zum Aufwärmprogramm

Ein Hobbyfußballer humpelt vom Platz, nun ist der ehrenamtliche Betreuer gefragt. Was er in diesem Moment tun kann, dazu gibt Physiotherapeut Burkhard Schalk Tipps.

 

Detmold. Bei seinem Besuch im Medien Centrum Giesdorf hat der 44-Jährige einen „Koffer“ mit entsprechenden Utensilien dabei. Damit will er zeigen, wie wenige Dinge ein Betreuer eigentlich benötigt, um „Erste Hilfe“ leisten zu können.

Winter-Wetter – und jetzt geht’s trotzdem für die Fußballer wieder in die Vollen. Was empfehlen Sie den Hobby kickern, sich richtig auf die 90 Minuten vorzubereiten?
Burkhard Schalk: Aufwärmen, sprich: Laufen. Um die Muskulatur vor Verletzung zu schützen, muss die Durchblutung verbessert werden. Dies gelingt am besten durch niedrig belastete Funktionsreize. Der Körper muss dazu auf die Bewegungsmuster vorbereitet werden, die er nicht kennt. Dehnen wäre da kontraproduktiv.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Internetseite: www.nostretch.de.

Eine Aussage, die den Laien überrascht.
Schalk: Schauen Sie sich 100-Meter-Sprinter oder Mittelstreckler an. Da sehen Sie niemanden, der sich dehnt. Die Aktivitätsintensität und Durchblutung der Muskeln muss erhöht werden.

Noch einmal zurück zum Aufwärmprogramm. Nehmen wir ein Kreisliga-Spiel. Wie könnte ein vernünftiges Aufwärmen aussehen?
Schalk: Das ist allein abhängig von den Temperaturen. Im Winter sollte sich ein Spieler natürlich länger vorbereiten durch Ausdauerläufe oder niedrigbelastete Intervallsprints.

Ohne sich zu dehnen.
Schalk: Aber mit typischen Bewegungsabläufen wie Skipping (Trippeln), eine Simulation, einen hohen Ball anzunehmen, eine Rumpfrotation für Brust- und Lendenwirbelsäule oder Armkreisen und -rudern sowie Rückwärtsläufe. Also alles, was man in einem Spiel benötigt.

Bleiben wir beim Kreisliga-Spiel. Nach 10, 15 Minuten packt sich ein Spieler an den Oberschenkel. Nun steht der ehrenamtliche Betreuer an der Seite und soll helfen.
Schalk: In diesem Moment wird’s richtig schwierig. Da gibt es eigentlich nur eines: Der Spieler muss ausgewechselt werden.

Sie schmunzeln. . .
Schalk: Ja. Denn ich bin kürzlich selbst bei den Altherren-Stadtmeisterschaften nach kurzer Zeit mit einem Muskelfaserriss in der linken Wade vom Feld gegangen.

Auch eine typische Szene: Ein Spieler knickt um und verletzt sich am Sprunggelenk. Wie leistet der Betreuer nun „Erste Hilfe“?
Schalk: Knickt der Spieler richtig um, muss er raus. Aber er soll sich normal weiter bewegen.
Wichtig: Es kommt kein Eis drauf, sondern ein Schwamm, der in brunnenkaltem Wasser getränkt wurde. Vermutlich würden fast alle Betreuer in diesem Moment die so genannte „PECH-Regel“ anwenden. Die steht für Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Die Vorgehensweise bei der PECH-Regel entspricht aber nicht mehr den neuesten Erkenntnissen bei den Erstmaßnahmen einer Außenbandverletzung am Fuß. Stellen sie sich vor sie schneiden sich in den Finger, da werden sie auch nicht den ganzen Arm ruhigstellen.

Und wenn sich ein Akteur, zum Beispiel in einem Kopfballduell, eine Platzwunde zuzieht?
Schalk: Die Wunde sollte gereinigt und danach typische Stripes aufgeklebt werden. In jedem Fall sollte der Spieler anschließend zum Arzt.

Was sollte denn ein Betreuer in seinem Köfferchen haben, um im Fall eines Falles richtig helfen zu können?
Schalk: Einmal-Handschuhe, Mull-Kompressen, elastische Binde, Kalt-Warm-Kompressen, Wund- und Heilspray, Naht-Stripes, Pflaster und Wundverband, Schere, Schwamm, für Fortgeschrittene Tape und Kinesio-Tape mit entsprechender Schere. Und zur oberflächlichen Schmerzlinderung, sozusagen „für den Kopf“ und im Notfall zur Beruhigung des Spielers, ein Fläschchen Eiswasser. Wichtig ist es, dass das alles für Bagatellfälle und eher Leichtverletzungen gilt und nicht für schwerwiegendere Dinge wie Brüche oder sonstiges.

Das Thema ist wirklich sehr umfangreich. In vielen Dingen werden von Verbänden und Kreisen Schulungen angeboten, wäre das nicht auch mal eine Sache für die „Erste Hilfe“?
Schalk: Sicher, das wäre immer sinnvoll.